Sonntag, 04.06.2023 - Sonntag, 16.07.2023
Ein Kooperationsprojekt VBK Berlin - VEBIKUS Kunsthalle Schaffhausen & FATart
Irritation – the Art of Getting Lost: Zwanzig Künstlerinnen aus Deutschland und der Schweiz zeigen Werke, die
diesen Titel auf verschiedene Art und Weise aufgreifen. Das Ergebnis ist ein Panorama dessen, was die ausgewählten Kunstschaffenden als die drängendsten Probleme unserer Gesellschaft identifizieren. Ihre Werke hinterfragen, machen sichtbar, kritisieren, suchen, und weichen dabei auf produktive Art und Weise vom etablierten Pfad ab.
Verschiedene Künstlerinnen, darunter Sigi Torinus und Andrea Sunder-Plassmann, Angela Marzullo, Ying Xu und Marianne Mettler setzen sich mit unserem Ökosystem und dessen aktuellem Zustand auseinander. Thematisiert wird die Macht und Gewalt der Natur, aber deren Schönheit und Gefährdetheit. Gefragt wird, welche Auswirkungen Forschung und Industrialisierung auf die Natur haben, wo wir der Natur unterlegen sind, wie die Zukunft unserer Kinder aussieht und auch, wie unser Verhältnis zu Tieren und unseren Ernährungsgewohnheiten beschaffen ist.
Andere Werke, u.a. von Alexandra Moskovchuk, Leo Bettina Roost, Simone Kornfeld, Ila Wingen, Ying Xu, Rosmarie Vogt-Rippmann und Ursina Gabriela Roesch, thematisieren stärker gesellschaftliche und politische Entwicklungen. Verwiesen wird auf den Krieg in der Ukraine und auf Hoffnungen auf Frieden, auf das tägliche Nachrichtengeschehen, auf die Leistungsgesellschaft und den Kapitalismus, sowie auf die spezifische Situation bestimmter strukturell diskriminierter Bevölkerungsgruppen.
Ein weiteres Thema, aufgegriffen von Andrea Sunder-Plassmann, Sabine Schneider, Maria Korporal, Renate Eisenegger und Corinna Rosteck, ist die Durchmischung von virtueller und realer Welt, die Digitalisierung, Quantenphysik wie auch die visuellen Ausdrucksformen der menschlichen Psyche. Judith Brunner und Angelika Dreher greifen das Motiv des Fensters auf, durch das Licht in den Innenraum fällt. Mit diesem in der Kunstgeschichte oft mit dem menschlichen Innenleben und der Frage nach der Art und Weise unseres Zugriffs auf die Aussenwelt assoziierten Motivs thematisieren sie auf poetische Art und Weise subjektives Erleben wie auch die Vergänglichkeit aktueller Zustände.
Zwischenmenschliche Kommunikation ist ein Bedürfnis, das aktueller denn je ist. Die Arbeiten von Sandra Becker und SOOKI betonen dies, indem sie die alltäglichen kommunikativen Missverständnisse im Alltag offenbaren oder die Frage aufwerfen, mit welchem Fokus wir den Blick auf unsere Umgebung und uns auf selbst richten. Die Ausstellung schärft Blick für aktuelle Diskurse und schafft Momente, um aus diesen auszubrechen. Spielerisch zweideutig warnt uns dabei Ida Lindemanns Textinstallation: Keiner kommt hier lebend hinaus.
Wir leben in einer Zeit von offenen Entwicklungen, Unsicherheiten und ungewissen Situationen: Identität, Politik, Menschenrechte, Geschlecht, Zugehörigkeit, Energie, Umwelt, Macht…
Wie gehen wir mit den damit verbundenen Emotionen, Sehnsüchten, Erinnerungen, Verlusten und Chancen um?
Was verlieren wir und was gewinnen wir?
Was können wir kontrollieren, wie stark werden wir kontrolliert?
Was passiert, wenn wir finden, gefunden werden, oder uns entscheiden, verloren zu bleiben?
Die Ausstellung in der VEBIKUS Kunsthalle Schaffhausen zeigt, wie zwanzig Künstlerinnen auf die für sie dringlichsten Themen reagieren. Sie tun dies mit feinen, teils subversiven Gesten, mit offenen Drohungen, mit Hinterfragungen von Realität und mit einem Willen zu Umbau und Neukonstruktion, der von der Hoffnung spricht, Etabliertes zu vergessen und Neues zu erträumen.
Flyer