Mittwoch, 21.05.2025
19:30 - 21:00 Uhr
TigerfinklifabrikLiebesbriefe von 1954–1956
Bei Räumungen von Elternhäusern werden ab und zu Dinge zu Tage befördert, die einen hohen emotionalen Wert haben, weil sie sorgfältig abgelegt und heimlich im hintersten Eck in einer Schublade verstaut wurden. Liebesbriefe gehören definitiv dazu. Ein Bündel solcher an sich unspektakulärer Briefe aus den Jahren 1954–56 soll Inhalt einer Lesung sein. Die Liebesbriefe dokumentieren eben nicht nur die Anbahnung einer Beziehung, sondern lassen auch eine Zeit aufleben, in der sexuelle Kontakte vor der Ehe nicht nur unschicklich, sondern verboten waren. Es wird auch sichtbar, welcher Kommunikationsmittel sich angehende Eheleute jenseits des gegenseitigen Werbens und Schmachtens bedienten, um im wechselseitigen Briefkontakt einander zu finden und kennenzulernen.
Der Leseabend soll vergegenwärtigen, wie sich die Zeiten geändert haben. Es sollen uns Fragen begleiten wie: Wie verklären wir die Vergangenheit? Welche Erinnerungen kommen wieder hoch, weil andere davon erzählen? Was ist vergessen geglaubt und doch irgendwo im Resthirn abgespeichert? Was wird bis zum letzten Atemzug behalten und warum?
Wer solche Dokumente, Briefe und Erinnerungsstücke noch hortet, darf diese gerne mit in die Lesung einbringen.