Samstag, 14.12.2024
15:30 - 16:45 Uhr
St.-Anna-KapelleIm Jahre 1934 trat der legendäre Neuhauser Apotheker Fritz Wiesmann – nachdem er bereits als Kantonsschüler und Student immer wieder Kollegen und Kommilitonen zum gemeinsamen Musizieren zusammengetrommelt hatte – zum ersten Mal mit einem Orchester öffentlich auf, das er Kammerorchester Schaffhausen KOS nannte. Das war die Geburtsstunde eines Amateur-Orchesters im besten Sinn des Wortes, das seit nunmehr 90 Jahren wöchentlich probt und regelmässig mit Konzertprogrammen an die Öffentlichkeit tritt. Damit kann sich dieses Orchester zu den traditionsreichsten Kulturinstitutionen in der Region Schaffhausen zählen. Am Wochenende des dritten Advent lädt das KOS unter der Leitung von Simon Burr ein zu zwei abwechslungsreichen Konzerten mit Werken aus dem 17. und 20. Jahrhundert zum Thema Winter und Weihnachten.
Was kann man sich Herrlicheres zur Eröffnung eines Advents- und Jubiläumskonzert vorstellen als Musik von Georg Friedrich Händel. In bereits erfreulicher Tradition begleitet uns in der zur Aufführung gelangenden Suite in G-Dur HWV 399 und auch weiteren Werken des Programms Nuno Miranda an der Theorbe in der Funktion des Basso Continuo.
Im folgenden Divertimento in F-Dur von Leopold Mozart, dem Vater Wolfgang Amadeus’, wird’s wirklich winterlich, denn wir erleben eine musikalische «Schlittenfahrt»: Diese führt, während wir vor Kälte zittern, durch eine Winterlandschaft zu einem festlichen Ball, wo ausgelassen getanzt wird, bevor es in rasender Fahrt von Pferdegeläut begleitet wieder nachhause geht.
Der estnische Komponist Arvo Pärt nennt sein unter sowjetischer Besatzung entstandenes Werk «summa» ein verschlüsseltes Werk. Bereits der Titel ist eine Verschlüsselung: Mit diesem Werk wollte Pärt die Summe seines eigenen Glaubens musikalisch darstellen. In einer ersten Fassung für vierstimmigen Chor 1977 verwendet er den alten lateinischen Text des katholischen Credos. In der 1991, also nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion entstandenen Fassung für Streichorchester überschreitet er in seinem Tintinnabuli-Stil die Grenze zur Wort- oder Sprachlosigkeit... Wie aktuell!
Das Concerto in fa minore RV 297 von Antonio Vivaldi kennen wir alle unter seinem Titel «l’inverno», also Winter, aus den vier Jahreszeiten. Vivaldi demonstriert hier aufs Feinste seine klangmalerischen Fertigkeiten in der musikalischen Beschreibung der verschiedensten Facetten winterlicher Erlebnisse, von eisigen Winden über Hagelregen bis hin zu wärmend prasselndem Feuer. Eine wichtige Rolle hierbei wird wieder Nuno Miranda als Continuist spielen. Aber die Hauptrolle wird unsere Konzertmeisterin Susana Gutiérrez als Solistin mit ihrer Violine übernehmen. Mit bolivianischen Wurzeln hat sie an verschiedenen Musikzentren in Europa studiert und sich unter anderem auch in die historische Aufführungspraxis barocker Musik vertieft und in verschiedenen auf diese Musik spezialisierten Ensembles mitgespielt. So wird sie nicht nur als Solistin brillieren sondern hat uns in der Vorbereitungszeit auf die Konzerte auch an das gewisse Etwas barocker Spielweise heranführen können.
Als Schlussbouqet schliesslich wird die romantische Fantasie über die schönsten Weihnachtslieder «O selige Weihnachtszeit» zur Aufführung gelangen. Ein gewisser Hans Schneider, über den wir keine gesicherten Angaben finden konnten, hat sie für Klavier komponiert. An unseren Konzerten wird ein vor zwei Jahren eigens fürs Kammerorchester Schaffhausen KOS erstelltes Arrangement für Streicher zur Aufführung gelangen.
Und falls das Publikum nach dem Schlussakkord noch nicht genug haben sollte, haben wir auch noch eine weihnächtliche Zugabe vorbereitet – seinen Sie gespannt!
Vielleicht verbinden Sie den Konzertbesuch ja mit einem Bummel durch den Chrischtchindli Märkt Schlaate... Wir würden uns auf jeden Fall sehr freuen, Sie an einem der beiden Konzerte begrüssen zu dürfen!