Support: YC-CY (CH), DJ Fancy Fingers
Tics aus Köln: harsche Soundtexturen, scharfkantige Melodiesplitter, mächtig-vertracktes Drumming. Klopper-Irrsinn & Stolper-Funk – eigene & fremde Stimmen, Statements zum alltäglichen Irrsinn. SHs YC-CY supporten.
Tics, Muskelzuckungen. Programmatischer Name. In Zeiten wie diesen scheint zuweilen dein ganzes Tun aus Tics zu bestehen: Unwillkürliches Stirnrunzeln angesichts des Zustands der Welt, wiederkehrendes Fauststrecken und Zähneblecken gegen die Dummheit. «Knowledge is a cultural force», behauptet im Tics-Song «Gloria» ein Computersprachprogramm. Siri? Und weiter: «Species appropriate, oh yeah.» Die grosse Gesamtscheisse ist eh schon episch bis zum Erbrechen. Da sollte man sich besser kurz halten: Zwei Minuten müssen reichen für nen Song, zwei Minuten, in denen das Entscheidende passiert, in denen alles gesagt sein muss, von Elton John, vom Präsidenten oder vom Sänger M.T. Pockets. Seltsame Stimmen, eigene und fremde, verrückte und offizielle, das Zwitschern der Vögel und das Stöhnen der Maschinen. Sie kommentieren, brabbeln, behaupten, lügen. Einen Reim drauf wollen sie sich nicht machen. Tics-Tracks sind hochkonzentriert, mitunter komplex bis unberechenbar. Löcher und Lücken, wo das Stolpern beginnt. Und aus den Ritzen quillt Wunderliches: Ein freies Saxofon fräst sich durch, Pianoakkorde wie Glitzerstaub, ein singendes Theremin. Post-HC mit einem Twist ins Unvorhergesehene. Themen werden nur angerissen, keine Erklärungen geliefert, das wäre zu billig. Stattdessen: hier Alltagsabgründe, dort Critical Whiteness, hier Religionswahn, dort besorgte Bürger. Alles Mist. Mit «This Ain’t No Picnic» zitieren die Tics ihre zentrale musikalische Referenz: The Minutemen. Deren Debüt «The Punch Line» brachte es auf 18 Songs in 15 Minuten, eine Viertelstunde, in der alles Wichtige gesagt war; die Tics spielen 14 Songs in 25 Minuten. Das Leben sei kein Picknick, bekommt der Minutemen-Protagonist zu hören, der erwidert: «Our land isn’t free, so I’ll work my youth away, in the place of a machine, I refuse to be a slave.» Enge des Alltags, Ambivalenz von Arbeit und Freizeit: Auch die Protagonisten der Tics-Songs wollen raus, das Leben als Sklaven hinter sich lassen, raus aus der Misere des Alltags, die aber immer dableibt, sosehr man auch rennt.
Der Support kommt vom fleissig durch Europa tourenden Schaffhauser Post-HC/Noise-Rock-Vierer YC-CY und seinen düster wütenden, mit dem Bulldozer arrangierten Songs, vorzuhören etwa auf dem aktuellen Album «Todestanz».
Türöffnung 21:30
Beginn 22:00
Ende 01:30
Preis 18.-/13.-
Eintritt ab 16 J.
Veranstalter TapTab